johanna krumstroh

pilatus

die erzählung

Friedrich Dürrenmatt geht es in der Erzählung "Pilatus" aus dem Jahre 1946 nicht um die Wiedergabe der biblischen Geschichte. Vielmehr beschäftigt ihn die Idee, dass Pilatus vom ersten Augenblick an gewusst hat, dass ein Gott vor ihm steht. Er beschreibt Pilatus' inneren, quälenden Konflikt.

Pilatus gelingt es nicht, die Menschwerdung Gottes wirklich zu begreifen und so handelt er im Widerspruch zu dem, was er von Beginn an klar erkennt. Er sieht sich gezwungen, eine Grausamkeit nach der anderen an Jesus zu begehen.

"Pilatus befahl einem Sklaven, eine Schale mit Wasser zu bringen, in der er zum Zeichen seiner Unschuld die Hände wusch, ohne sich weiter um die tobende Menge zu kümmern: als er sich jedoch wandte und so das stumme Antlitz des Gottes sah, wusste er, dass ihn die Menge nicht entlasten konnte, da er allein [...] die Wahrheit kannte, ohne sie zu verstehen, und er barg sein Gesicht in die Hände, die noch vom Wasser der Schale trieften."

Erst beim Anblick des getöteten Jesus erkennt Pilatus sein Scheitern.

musik

Die Toccata VII in G-Dur von Johann Jakob Froberger ist ein sehr ausdrucksstarkes Musikstück, in dem die Passion Jesu mit musikalischer Symbolik dargestellt wird. Bachs Praeludium e-Moll ist eines der großen reifen Orgelwerke, das in seinem Charakter und der musikalischen Sprache der Matthäus-Passion nahe steht. Orgelimprovisationen von Martin Böcker ergänzen die Lesung "Pilatus".

Orgel, Cembalo: Prof. Martin Böcker